Wissenschaft und Life Coaching

Neurowissenschaften und Persönlichkeitsentwicklung

Die Neurowissenschaften bilden inzwischen das Rückgrat moderner Persönlichkeitsentwicklung, denn sie helfen Fragen zu beantworten und Probleme zu lösen wie:

  • Wie kann ich in meinem Leben die Dinge erreichen, die ich mir wünsche?
  • Wie kann ich der Mensch werden, der ich sein will?
  • Warum fällt mir Veränderung so schwer?
  • Wie werde ich disziplinierter? Und glücklicher? Oder wenigstens eins von beidem?

Dies wird der erste Artikel einer Reihe sein, die sich mit diesen Fragen und ihrer Beantwortung näher auseinandersetzen wird. Die grundlegendste Auseinandersetzung mit einem Thema ist – meiner Meinung nach – immer die philosophische. Die Reihe beginnt daher mit:

 

Die Aufhebung der Trennung von „Körper und Geist“ – Neurowissenschaften und Philosophie

René Descartes gilt als der Vater der philosophischen Trennung von „Körper und Geist“. In seinen Meditationen über die erste Philosophie unterscheidet er den „Geist“ als „denkendes Ding“ (res cogitans) vom Körper, der zu Sinnesempfindungen fähig sei und zusammen mit allen anderen materiellen Gegenständen das „ausgedehnte Ding“ (res extensa) bilde. Diese philosophische Annahme hatte weitreichende Folgen für die Art und Weise wie wir unser Denken und Fühlen begreifen – nämlich als zwei voneinander getrennte Bereiche, die sich nur bedingt (wenn überhaupt) gegenseitig beeinflussen können.

Ein Beispiel hierfür sind zwei verschiedene Ansätze in der Psychologie: Behaviorismus und Psychoanalyse werden oft einander gegenübergestellt. Im Behaviorismus steht das beobachtbare Verhalten im Vordergrund, in der Psychoanalyse dagegen das innere Erleben des Patienten und seine eigenen Assoziationen sowie die Deutungen des Therapeuten. Beide Therapieformen wollen Einfluss auf das Verhalten und Erleben der Patienten nehmen. Und die Vertreter der einen Schule stehen denen der anderen meist sehr kritisch gegenüber. Manche Behavioristen halten die Psychoanalyse sogar für „unwissenschaftlich“ wogegen einige Psychoanalytiker die Wirksamkeit des Behaivorismus komplett in Frage stellen. Im Behaviorismus geht man davon aus, dass nur eine Veränderung des Verhaltens zu einer Veränderung des Verhaltens führt (z.B. durch Konditionierung). Während man in der Psychoanalyse Veränderung durch eine Verarbeitung mentaler Prozesse herbeiführen will. Beide Ansätze haben ihre Erfolge. Doch beide haben auch ihre Grenzen. Denn die Psychoanalyse lässt den Körper, seine Bewegungen und Sinneswahrnehmungen in der Regel außer Acht und den Behaviorismus interessiert das Innenleben der Patienten meist recht wenig.

Die Forschungsergebnisse der Hirnforschung bzw. Neurowissenschaften der letzten Jahrzehnte zeichnen dagegen ein anderes Bild. Die Informationsverarbeitung des Gehirns kann durch modernste Techniken heute sichtbar gemacht werden. Wir können Emotionen, Assoziationen und „Denkvorgänge“ direkt im Gehirn „beobachten“. Wir können erkennen, wann jemand Lust oder Freude empfindet und wann Trauer oder Angst. Und wir können sogar durch eine gezielte Stimulation von Nervenzellen (chemisch oder elektrisch) diese Gedanken und Empfindungen hervorrufen. Unter Wissenschaftlern und Philosophen gibt es immer wieder Debatten darüber welcher von beiden Vorgängen „ursächlich“ für den anderen ist. Verursacht das Feuern eines Neurons den Schmerz, den ich spüre? Oder kann mein Schmerzempfinden dazu führen, dass meine Neuronen reagieren? Die Antwort scheint in beiden Fällen „Ja“ zu sein. Wenn man sich etwas konkret genug vorstellen kann, dann gehen im Gehirn genau die gleichen Vorgänge vor sich wie wenn man das Vorgestellte wirklich „erleben“ würde. Es gibt also keine effektive Trennung zwischen „Körper“ und „Geist“ bei der Informationsverarbeitung im Gehirn. Beeinflusse ich das eine, dann beeinflusse ich zugleich auch das andere.

 

Dieser Zusammenhang hat weitreichende Folgen für das Feld der Persönlichkeitsentwicklung. Denn es bedeutet, dass es für jede Veränderung, die ich anstrebe, zwei Zugänge gibt: einen mentalen und einen körperlichen. Und egal welchen von beiden ich beeinflusse, es hat immer auch Auswirkungen auf den anderen.

 

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