„Die Verwendung von Geld hängt von seiner Nützlichkeit bzw. von seinem Gebrauchswert ab. Die Nützlichkeit besteht in der Erfüllung der drei Geldfunktionen Tauschmittel-, Sparmittel- und Wertmess- bzw. Recheneinheitsfunktion, die jeweils an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Die Tauschmittelfunktion ist nur erfüllt, wenn das Geld allgemein von den Wirtschaftssubjekten als Zahlungsmittel anerkannt wird.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Fiatgeld)
Warum ist es wichtig, das Thema Geld im Zusammenhang mit persönlicher Entwicklung zu besprechen? Weil Geld in unserer kapitalistischen Gesellschaft eine lebensnotwendige Ressource darstellt. Ohne Geld können wir praktisch nicht leben. Denn all die Güter, die wir zum Leben brauchen – Essen, Trinken, Wohnung und Kleidung – müssen wir mit Geld erwerben.
Zwar gibt es einige wenige Menschen, die versuchen ohne Geld als Tauschmittel auszukommen, aber für die meisten Menschen ist das kaum vorstellbar. Ein weiterer interessanter Punkt sind die gegenwärtigen Diskussionen um das bedingungslose Grundeinkommen, auf die ich aber nicht in diesem Artikel näher eingehen werde.
Stattdessen geht es mir darum einen Blick darauf zu werfen, welche Rolle Geld in unserem Leben spielt und wie hier der Zusammenhang mit dem Thema Werte ist.
In Bezug auf das Thema Persönlicher Entwicklung ist Geld eine sehr vielfältig einsetzbare Ressource, die von der Befriedigung unserer Grundbedürfnisse bis hin zum größtmöglichen materiellen Luxus reicht. Dabei haben wir alle bestimmte Vorstellungen davon, was der Sinn und Zweck von Geld ist, wofür wir es benutzen dürfen und wofür nicht. Die Frage, wie wir mit unserem Geld umgehen, ist manchmal eine lebensnotwenige, manchmal eine Frage des Lebensstils und manchmal eine ethische Frage. In diesem Teil des Artikels geht es also um die Psychologie des Geldes.
Geld und Geldschöpfung
Zu den ersten Tauschmaterialien, die Menschen zum Bezahlen von Gütern nutzen, gehörten Muscheln und Münzen. Ein Loch in der Mitte half sie auf einer Kette aufzureihen und dadurch leichter transportieren und damit umgehen zu können. Der Wert dieses Tauschmittels war dabei eng verknüpft mit dem direkten Wert, den das Material besaß. Eine Goldmünze war z.B. wertvoller als eine aus Silber oder Kupfer.
Später entkoppelte man aber den Wert des Materials vom „ideellen“ Wert der Münze und drückte in einem modernen Banksystem den Gegenwert des sich im Umlauf befindenden Geldes mit staatlichen Rücklagen an Gold.
Im Laufe der 1930er Jahre wurde aber auch dieser Zusammenhang aufgehoben. Dies bezeichnet man als die Loslösung vom Goldstandard. Zwar haben die Regierungen immer noch das alleinige Recht, Münzgeld in Umlauf zu bringen. Der Wert, der aber mit den Scheinen, Münzen und digitalen Ziffern ausgedrückt wird, hat inzwischen keinen materiellen Gegenwert mehr.
Wovon hängt dann also der Wert unseres Geldes noch ab? Von wirtschaftlichen Schwankungen und politischen Kalkulationen.
Psychologie des Geldes
Was aber macht den Wert des Geldes in unserem Alltag aus?
Wie gehen wir mit Geld um? Geben wir zum Beispiel mehr aus, als wir haben? Machen wir Schulden? Oder sparen wir? Legen wir Geld für schlechte Zeiten zurück? Legen wir es an? Spekulieren wir damit? Verspielen wir es oder geben es für Luxus oder Biolebensmittel aus? Und sind Biolebensmittel Luxus? Wann verschwenden wir Geld? Und wofür?
Ist Geld eine begrenzte Ressource auf diesem Planeten? – Das sicher nicht.
Was dagegen beispielswiese begrenzt ist, ist unsere persönliche Lebenszeit. Niemand von uns weiß, wie viel wir davon haben und doch ist es oft unser Haupttauschmittel gegen Geld – und Geld wiederum für (fas) alles andere. Niemand kann uns die Zeit zurückgeben, die vergangen ist. Geld dagegen können wir bis zu unserem letzten Atemzug stets neu erwerben. Ob wir dies nun leicht oder schwer finden, Geld ist in unserem Alltag ständig im Umlauf. Wir brauchen es. Doch es kommt und geht ständig.
Wie sollte man also über Geld denken, um „richtig“ damit umzugehen?
In der Finanzberatung ist diese Frage meist mit den individuellen Zielen und Bedürfnissen verknüpft. Von der Frage, wie hoch meine Miete aktuell ist bis hin zu der Frage, ob ich in 20 Jahren mein eigenes Haus kaufen möchte und welche Hobbies, Vergnügungen und Kosten – z.B. auch in der Familie – habe. Von all diesen Faktoren hängt ab, wie viel Geld wir glauben zu brauchen und wann wir es brauchen. Brauchen wir jetzt sofort Geld, müssen wir es verdienen oder es uns leihen (wenn wir das können). Brauchen wir Geld allerdings erst später, für große Anschaffungen oder auch für das Alter, dann müssen wir möglichst geschickt sparen. Wir brauchen also günstige Zinsen und müssen auch die Inflation (Geldentwertung) im Blick behalten.
„Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt.“
Diesen Satz habe ich oft in meiner Kindheit gehört. Und meine Eltern hatten nie viel Geld zur Verfügung. Mit sechs Kindern ist das aber auch eine große Herausforderung. Dennoch drückt dieser Gedanke eines aus: dass Geld nur für das Lebensnotwendige da ist, darüber hinaus aber nicht wichtig. Was ist aber genau das „Lebensnotwendige“? Was ist das Existenzminimum, auf das ich mich hier beschränke? Sind da noch Biolebensmittel dabei? Ist da die Möglichkeit eingeschlossen, ab und zu mit Freunden etwas zu unternehmen, Tennis oder ein Musikinstrument zu lernen, für eine wohltätige Organisation zu spenden oder einem Freund oder Angehörigen mal etwas spendieren zu können? Oder reichen auch einfach sauberes Wasser, irgendein Dach über dem Kopf, Kleidung, die einem im Winter warmhält und genug Brot sowie eine rudimentäre medizinische Versorgung, um mindestens 60 Jahre alt zu werden? Dafür wären hunderttausende Menschen heute und in der Vergangenheit schon überaus dankbar gewesen. Doch ist das der Standard der meisten Deutschen?
Dass wir Geld als Tauschmittel für die verschiedensten Dinge und Möglichkeiten benutzen, dass wir unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was genau und wie viel brauchen, genau das macht Geld sowohl zu einem sehr abstrakten als auch sehr emotionalem Thema. Und genau das macht es auch für viele Menschen so schwer darüber zu sprechen.
In jedem Fall aber drücken wir mit dem Tausch von Geld aus, dass uns diese Sache etwas wert ist. Daher kommt auch die umgekehrte Assoziation „Was nichts kostet, ist nichts wert.“, die natürlich so nicht stimmen muss.
Es kann darum auch helfen Geld und Wertschätzung ab und zu bewusst voneinander zu entkoppeln. Dann zum Beispiel, wenn wir uns darin üben für ganz alltägliche Dinge, wie das saubere Wasser und die saubere Luft um uns herum, Dankbarkeit zu empfinden. Oder auch den Wert in den schönen Dingen, Kunst oder Natur um uns herum zu sehen. Oder auch schlicht eine andere Person, ihre Ansichten, Beiträge und Zeit zu wertschätzen. Wir schöpfen nämlich Werte nicht nur mit Geld, sondern vor allem durch unsere Anerkennung des Wertes.