Seit meinem Bachelor-Abschluss habe ich inzwischen eine ganze Reihe an Bewerbungen verschickt. 5 von 6 Jobs, die ich dabei bisher hatte, habe ich dabei durch persönliche Kontakte erhalten, nicht dank einer normalen und formalen Bewerbung.
Ein Bewerber unter tausend…
Viele Bewerber fragen sich, wie sie durch ihre Bewerbung herausstechen sollen. Sie wollen sich von der Masse abheben, damit sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden. Das Internet ist voll von Ratschlägen und Tipps hierzu. Diese reichen dabei von ansprechenden Bewerbungsfotos über interessante Hobbies bis hin zu einer dezent farblichen Gestaltung des Lebenslaufs oder sogar einem eigenen Ebay-Profil, auf dem man sich selbst als „der perfekte Kandidat“ anpreist. Dabei wird wieder und wieder betont, dass man sich die beschäftigten Personaler vor Augen halten müsse, die einen riesigen Stapel an Bewerbungsmappen durcharbeiten müssen. Wenn ein solcher Personaler dann nur etwa 10 Sekunden für jede Seite zur Verfügung hätte, wäre jeder Rechtschreibfehler, jede zu ungewöhnliche Gestaltung des Anschreibens aber auch jeder 0815-Bewerbung ein sofortiges Ausschlusskriterium. Das kann so manchen Bewerber an Anforderung und Druck schon einschüchtern – mich eingeschlossen. Denn wie nur soll ich es jemandem recht machen, den ich nicht kenne?
Anonymität vermeiden
Und genau dieses Problem vermied ich mit dem persönlichen Kontakt zu den meisten meiner Arbeitgeber. Ich kannte die Professorin, bei der ich wissenschaftliche Hilfskraft wurde, durch ihre Seminare. Ich ging in einen Laden hinein, um nach einem Nebenjob zu fragen und bekam mein erstes Praktikum und Vollzeitjob dadurch, dass ich den Geschäftsführer eines Start-up auf einer Veranstaltung ansprach. Danach kam ich in dem Gebäude, in dem ich arbeitete, mit einem weiteren Geschäftsführer in Kontakt, für den ich zum ersten Mal kommerziell Blogartikel verfasste und über ihn lernte ich eine Bekannte kennen, die mir von einem Trainee-Programm in einem Finanzunternehmen erzählte und meine Bewerbung weiterleitete. Währenddessen liefen meine schriftlichen Bewerbungen alle komplett ins Leere. Einige Male wurde ich zwar zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, zu einer Beschäftigung kam es jedoch nicht, da es dann doch nicht passte.
Denn es muss menschlich passen
In den letzten zwei Jahren merkte ich mehr und mehr, dass es oft wichtiger ist, mit wem man zusammenarbeitet als die eigentliche Tätigkeit, die man tut. Solange man die Aufgaben in einem sinnvollen Rahmen erfüllen kann ohne dass man übermäßig unter Druck gerät oder sich langweilt, ist die Art der Tätigkeit eher zweitrangig. Versteht man sich dagegen mit den Kollegen und Vorgesetzten sehr gut, so kann jede schwierige Aufgabe gemeinsam bewältigt, jede langweilige Tätigkeit aufgewertet und jeder neue Arbeitstag mit Freude angegangen werden. Fühlt man sich dagegen isoliert, unverstanden oder nicht wertgeschätzt, so steigt nicht nur der Frust, sondern auch der Stress mehr und mehr. Aus einem Missverständnis mit dem Chef werden schnell zwei und irgendwann hat sich das ganze Verhältnis verspannt und verhärtet und man weiß nicht mehr wie und warum man sich jeden Morgen zur Arbeit schleppen soll.
Und dass es also immens wichtig ist, dass man ein zwischenmenschlich gutes Klima hat, das wissen eben auch Personaler, Chefs und Vorgesetzte. Auch sie wollen zukünftig mit Menschen zusammenarbeiten, mit denen sie sich wohlfühlen. Im Zweifelsfall wird hier eher ein sympathischer oder vertrauenswürdiger Kandidat gewählt, der noch das eine oder andere über den Job lernen muss als ein absoluter Experte, mit dem man menschlich aber einfach nicht kann.
Es ist schon frustrierend…
Es ist schon frustrierend zu sehen, wie wenig mir meine Ausbildung, also fast 13 Jahre Schule und nochmal 3 Jahre Bachelor und mein eines Jahr im Ausland gebracht haben, um letztendlich diese Jobs zu bekommen, die ich oben aufgezählt habe.
Ja, meine Ausbildung stellt sicherlich das Fundament von den meisten akademischen Fähigkeiten dar, die ich ausgebildet habe: Lesen, Schreiben, Sprachen, ein Grundverständnis von Mathematik und der Naturwissenschaften. Und dennoch wäre nichts davon allein hinreichend dafür gewesen eben jene Tätigkeiten zu bekommen. Und ja, wie ich dies schreibe, wird mir klar, dass das wohl eine recht naive Vorstellung oder Anforderung an das System war. Trotzdem kann ich mich an so viele Lehrer und Ratgebende erinnern, die mir immer wieder sagten es werde schon alles werden, wenn ich fertig mit dem Schulsystem bin. Die Dinge würden sich „schon finden“. Als hätte ich nach der Ausbildung schon alles, was ich brauche, um zurecht zu kommen.
Und deswegen schreibe ich
Doch gerade das Wissen, das zum Beispiel eine Plattform wie Karrierebibel.de bereit stellt, fehlte mir. So vieles fehlte (und fehlt) mir, um mich erfolgreich auf dem „Arbeitsmarkt“ zu orientieren. Um zu verstehen, wie er funktioniert, worum es geht, wonach gesucht wird usw. Das wirft in mir schon die Frage auf, wofür diese 17 Jahre „Ausbildung“ waren. Was daran war bitte „Ausbildung“? Ja, es wirft in mir nicht nur Fragen, sondern auch viel Frustration auf. Denn so vieles habe ich, vor allem während meiner Schulzeit, ertragen, nur, um diesen Prozess erfolgreich abzuschließen und für das, was er mir versprach. Und ja, das frustriert mich immer noch sehr. Ich hätte diese 17 Jahre sicherlich besser, sinnvoller, effektiver oder wenigstens glücklicher verbringen können. Wenn ich nur gewusst hätte, wie. Wenn nur jemand aus meiner direkten Umgebung gewusst hätte wie. Wenn es nur einen alternativen Lebensentwurf gegeben hätte.
Und genau diesen alternativen Lebensentwurf möchte ich mit jedem einzelnen dieser Artikel in diesem Blog entwerfen, aufbauen und festigen. Für all diejenigen, die für sich selbst, ihre Freunde, Verwandten, Bekannten oder Kinder eine Alternative haben wollen.
LG,
Michaela